Im Land der verborgenen Täler

Unter einem schwarzgrauen, schattenfeuchten Felsüberhang des Warscheneck am Ostrand des Toten Gebirges wallt aus unermesslicher Tiefe eine riesige Quelle: Die Piessling erblickt das Licht der Welt nicht als kleiner Bach wie andere Flüsse. Aus einem senkrechten Schacht aufsteigend, dessen Grund man trotz des kristallklaren Wassers nicht einmal erahnt, stürzt sie tosend über einen breiten Katarakt. Weiße Gischt drängt sich zwischen moosigen Rundlingen durch ein Waldtal, das kein romantisches Klischee entbehrt. Den Fluss begleitet ein halbmeterdickes, kalt schwitzendes, rostig braunes Eisenrohr. Es ist eines von nur wenigen, unaufdringlichen Indizien, die verhindern, dass man sich in eine menschenlose Urzeit zurückversetzt fühlt.

Horst Friedrich Mayer steht als Moderator zwischen Fluss und Rohr, vor dem perfekt beleuchteten Katarakt im Hintergrund. Es ist ein symbolischer Standort, denn er redet von dem wohl eindrucksvollsten Merkmal der Eisenwurzen: dem Nebeneinander – vielleicht sollte man sogar sagen: Ineinander – von Industrie und wilder Landschaft.

„Das Wasser in dieser Rohrleitung treibt bis heute die Turbine des Sensenwerkes Schrökenfux. Die sogenannten Radwerke – wassergetriebene Hämmer und Hochöfen – mussten sich nach dem Angebot der Natur richten, und das ist auch der Grund für die innige Verbindung zweier Elemente, die sich auszuschließen scheinen: Industriearchitektur und ungebändigte Natur.

Eine so romantische Flusslandschaft wie die obere Piessling wird man kaum irgendwo wiederfinden. In diese fast paradiesische Naturidylle ist das Sensenwerk Schrökenfux derart eingewachsen, dass es weniger einem Industriebetrieb gleicht als einem Dornröschenschloss.